Mittwoch, 6. Juli 2016

THE ROLLIN' RACKETEERS sind auch dieses Jahr wieder dabei

Uriger geht's kaum, gerade was Rockabilly in der Neuzeit angeht, den sich so mancher auf die Fahnen schreibt, letztlich aber doch nur vage davon beeinflussten Punk oder was auch immer spielt. Anders THE ROLLIN' RACKETEERS: Die deutsche Truppe spielt durch und durch traditionell arrangierte, instrumentierte (unverzerrte Gitarren!) und komponierte (ausnahmslos selbst!) Stücke im vor schätzungsweise weit über 50 Jahren vorgegebenen Rahmen.


Das bedeutet nicht, dass "Magic 8 Ball" (alternativ "Eightball") ein musikalisch einseitiges Unterfangen wäre, im Gegenteil. Nicht zuletzt dank Mundharmonika und Saxofon klingen THE ROLLIN' RACKETEERS ausgesprochen farbenfroh, und ihre Energie täuscht darüber hinweg, das der Stil in rhythmischer Hinsicht wenig Variation zulässt. Ein weiteres Plus sind Frontmann TJs teils aberwitzige Texte ("One Legged Woman") und eine ausdrucksstarke Stimme, die niemals Gefahr läuft, übertrieben "amerikanisch" anzumuten.


Letztlich fügt sich auch die überdurchschnittliche Musikalität der Aufspielenden ins positive Gesamtbild. Speziell Big M, der Herr der "Hundehütte", macht STRAY-CATS-Mann Lee Rocker ernsthafte Konkurrenz mit seinem engagiert gezupften oder eher noch geschlagenen Kontrabass. Als Anspieltipps nicht nur für langjährige Schmalztollen empfehlen wir das rasende "Whiskey Therapy" und das (dann doch leicht) angezerrte Slide-Wunder "Flat4 Boogie".

FAZIT: Rockabilly ist nicht mehr so selten, aber vor allem dann schön, wenn er (allerdings selten) so authentisch altmodisch gezockt wird wie von THE ROLLIN' RACKETEERS. Sehr, sehr unterhaltsam, die Platte.